Veranstaltungsreihe „Gewaltschutzkonzepte – Ein Mittel gegen Gewalt an Frauen und Mädchen mit Behinderung“ war ein voller Erfolg
Die LWL Fraktion DIE LINKE/ Die Partei führte im September eine 4-teilige Veranstaltungsreihe zum Thema Gewaltschutzkonzepte durch.
Die Ausstellung Silent Tears
Sie werden diskriminiert und stigmatisiert: Frauen mit einer Behinderung. Ihre vermeintliche Hilflosigkeit macht die Gefahr groß, dass sie Opfer von Gewalt werden. Mit der internationalen Ausstellung "Silent Tears – Starke Frauen!" will die Christoffel-Blindenmission (CBM) auf ihre Situation aufmerksam machen – und die Sichtbarkeit und Stärke der Frauen fördern.
„Silent tears – das sind Tränen der Verzweiflung und Wut, die im Stillen geweint werden. Tränen, geweint von Frauen mit Behinderungen, denen Gewalt in verschiedenster Form angetan worden ist, in vielen Ländern dieser Erde, auch in Deutschland. Drei Künstlerinnen - Belinda Mason, Denise Beckwith, Margherita Coppolino - haben diese Tränen in Fotografien eingefangen. Aber die zugehörigen Texte zeugen auch von der Kraft dieser Frauen und dem Willen zu widerstehen und sich zu widersetzen. Allein die Veröffentlichung ihres Schicksals ist der Beginn von Widerstand. Und einige betroffene Frauen haben sich auch organisiert, um aktiv Aufklärung, Hilfe zu leisten und um gegen Gewalt an Frauen vorzugehen.“ Mit diesen Worten eröffnete Rolf Kohn die Ausstellung.
Obwohl die ausgestellten Bilder keine Gewalt abbildeten und die Frauen sehr kunstvoll und ästhetisch dargestellt werden, haben die zugehörigenTexte die grausame Wahrheit über Gewalterfahrungen von Frauen mit Behinderung aufgezeigt. Sehr unterschiedliche Menschen haben sich die Ausstellung angesehen: Von interessierten Bürgern über Berufsschulklassen für Heilerziehungspflege über interessierte Bürger:innen bis hin zu politischen Vertretern und Angestellten des LWL. Es ist vielen Besucher:innen schwer gefallen, die Geschichten zu lesen und so manche konnten sie erst recht nicht zu Ende lesen.
Fachtag Gewaltschutzkonzepte
Wie müssen Gewaltschutzkonzepte erstellt werden? Wie können Heimbewohner oder Beschäftigte in den Werkstätten gleichberechtigt an der Erstellung beteiligt werden? Über diese Fragen wurde auf dem Fachtag referiert und diskutiert.
Dr. Monika Rosenbaum vom Netzwerk für Frauen und Mädchen mit Behinderung/ chronischen Erkrankungen berichtete über eine Kultur der Entmündigung bei Menschen mit Behinderung. Das fängt bereits im frühen Kindesalter an: Der Weg in die Förderschule sei praktisch vorprogrammiert und es bedürfe willensstarken und gut informierten Eltern um den Kindern die Chance auf einen inklusiven Schulplatz zu erkämpfen. Sie zeigte viele Beispiele bei denen die Segregation abgewendet wurde und wo die, heutigen, Frauen ein selbstbestimmtes führen.
Kristina Schulz, Inklusionsbeauftragte im Landkreis Göttingen und Frauenbeauftragte in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM) berichtete sehr offen und schonungslos über ihre Erfahrung in der Werkstatt. Mädchen würden in den Förderschulen überhaupt nicht auf das Thema Sexualität vorbereitet werden und kämen völlig unvorbereitet in die Werkstatt. Sie seien deshalb eine „leichte Beute“, berichtete Kristina Schulz.
Die Referentin Elena Doudis (ebenfalls vom o.g. Netzwerk) führte in die Erstellung von Gewaltschutzkonzepten ein. Anhand des Papiers „In 5 Schritten zu einem Gewaltschutzkonzept“ von Weibernetz e.V. legte sie die Mindeststandards eines geschlechter- und diversitätsdifferenzierten Gewaltschutzkonzeptes dar. Angefangen mit einer Analyse der Strukturen mit Identifizierung gewaltfördernder Strukturen und deren gezielter Abbau bis hin zur Implementierung des Konzeptes im Alltag.
Die interessanten und engagierten Vorträge führten zu ausgiebigen Diskussionen: „Wie können in kleinen Einrichtungen Gewaltschutzkonzepte erarbeitet und umgesetzt werden?“ oder „Wie können wir eine Zusammenarbeit mit Frauenberatungsstellen organisieren?“
Der Film Precious und der Vortrag von Sookee
Mehr als 50 Menschen hörten den Vortrag von Sookee in der Baracke, einer studentischen Veranstaltungs-stätte. „Der Vortrag „Vorbeugung durch Feministische Erziehung“ zeichnete sich durch den Schwerpunkt Feminismus und Empowerment aus.“, fasst Sarah Lentz zusammen. „Viele junge Eltern waren da, die mit der Erziehung ihrer Kinder einen Teil dazu beitragen möchten, Sexismus und Rassismus zu überwinden.“
Im Film „Precious – das Leben ist kostbar“ ging es um Claireece Jones. Sie ist ein junges Mädchen und hat schon viel Gewalt erlebt. Sie musste 2-mal die Schule verlassen. Und sie ist zum 2. Mal schwanger von ihrem eigenen Vater. Dann entscheidet Claireece Jones: Ich bestimme jetzt selbst über mein Leben.
„Ein sehr bewegender und harter Film. Es war manchmal kaum auszuhalten, zuzuschauen.“ stellte Sarah Lentz fest. Sarah Lentz ist Mitglied der Fraktion und der Gleichstellungskommission und sie hat die Veranstaltungsreihe mitkonzipiert.
„Wir können nur positiv auf die Veranstaltungsreihe zurückblicken“, sind sich Sarah Lentz und Rolf Kohn einig. „Es gibt auch schon Pläne für das kommende Jahr, das Thema Gewalt und Selbstbestimmung wieder aufzugreifen. Obwohl wir uns bemüht haben die Veranstaltungsreihe möglichst barrierearm zu gestalten und z.B. viele Texte in Leichte Sprache haben übersetzen lassen, wollen wir das 2023 noch besser machen.“