Inklusion in DIE LINKE. NRW - wie kann das aussehen?

Rede der Inklusionsbeauftragten NRW

 

Auf dem Landesparteitag der LINKEN. NRW am 18.10.17 in Kamen hatte die Inklusionsbeauftragte der Landespartei Martina Siehoff die Gelegenheit einen den Bericht über ihre Arbeit als Inklusionsbeauftragte zu halten. Das Podium war leider nicht barrierefrei, so dass sie vor dem Podium im Rollstuhl sitzend auf Augenhöhe mit dem Publikum ihren Bericht hielt. Das Angebot, auf das Podium gehoben zu werden, lehnte sie ab.

Gleich zu Beginn ihres Redebeitrages wies Martina darauf hin, dass es ein großer Unterschied ist, hinter einem Podium zu stehen, zwei ausgerichtete Mikros und einen Ablageplatz für Unterlagen nutzen zu können, gegenüber dem Sitzen, in der einen Hand ein Mikro haltend die Unterlagen balancierend …

Mein Name ist Martina Siehoff, ich bin Physiotherapeutin, seit 2009 wegen vollständiger Erwerbsunfähigkeit berentet. Ich war „linksaktiv“ noch vor meinem Parteieintritt 2009. Regional dem KV Unna angehörig, nun dem KV Dortmund angehörend. Ich war LISA-Sprecherin, im Vorstand der LAG Selbstbestimmte Behindertenpolitik seit 2012 aktiv, seit August 2016 nun Inklusionsbeauftragte der Partei DIE LINKE. NRW.

Inklusion in DIE LINKE. NRW – wie kann das aussehen?!

Eine Basis/Grundlage dessen ist die „Barrierefreiheit“. Mir geht es nicht (nur) darum, es einigen wenigen (zum Glück oder leider) Menschen mit Behinderung (MMB) in dieser Partei „recht“ zu machen, sondern auch um die MMB, die uns bereichern, unterstützen, wählen … könnten, diese grenzen wir teilweise aus, sie kommen nicht zu uns, sie können nicht zu uns kommen, wenn wir keine Barrierefreiheit z. B. in unseren Parteibüros vorhalten.

Stellt Euch vor, ihr sitzt schon seit über 30 Jahren im Rollstuhl, entscheidet Euch dazu, der Partei DIE LINKE beizutreten (dies ist barrierefrei möglich), wollt an einem Seminar oder einer Veranstaltung teilnehmen und diese ist dann nicht barrierefrei und Ihr könnt nicht teilnehmen …… das ist irgendwie so, als ob Ihr eine gültige Fahrkarte hättet, pünktlich seid, aber der Zug fährt ohne Euch ab …

In der Einleitung des Teilhabekonzept– der komplette Wortlaut ist: Konzept zur Teilhabe von Menschen mit Behinderung innerhalb der Partei DIE LINKE - beschlossen vom PV am 22./23. März 2014  - … in der Einleitung wird der Artikel 8 der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) als Hintergrund des Konzept genannt:

die BEWUSSTSEINSBILDUNG

Wortlaut Teilhabekonzept: DIE LINKE will dazu beitragen, in der gesamten Gesellschaft das Bewusstsein für MMB zu schärfen und die Achtung ihrer Rechte und ihrer Würde zu fördern.

… soweit schön formuliert …

Wenn ich Euch jetzt hier fragen würde, ob Ihr für Barrierefreiheit seid, würdet Ihr wohl Alle dafür sein, davon gehe ich jetzt einfach mal aus …

Aber weiter mit der Bewusstseinsbildung:

Ich habe mir sehr viele Gedanken dazu gemacht, Rückmeldungen derer, die mich zeitweise begleiten sind oft Aussagen wie z. B. : „das hätte ich nicht gedacht, dass diese Welt so voller Barrieren für Dich ist ...“

Mein Angebot, unser Angebot an Euch ist: begleitet mich oder eine oder einen von uns, z. B. zu und auf Veranstaltungen, erlebt sozusagen in „real life“, was es bedeuten kann, z. B. auf Hilfsmittel angewiesen zu sein, oder an kognitiven Störungen zu leiden, die erst einmal nicht sichtbar sind.

Nun zur Struktur, meiner bisherigen Tätigkeit, der eigentliche Bericht über meine/unsere Tätigkeit:

Bereits mehrfach habe ich das TEILHABEKONZEPT erwähnt. Dieses ist die Grundlage u. a. der Arbeit der Inklusionsbeauftragten und der AG Teilhabe. Diese Arbeitsgemeinschaft, bestehend aus Sascha Wagner, Landesgeschäftsführer, Christel Rajda, Landesschatzmeisterin, mir als IBA und einer Vertreterin oder einem Vertreter der LAG SBP, hat sich ca. ¼ jährig getroffen.

Eine der Aufgaben dieses Gremiums ist die Überprüfung der Umsetzung des Teilhabekonzeptes.

Wie unschwer z. B. an der Teilnahme von Christel Rajda zu erkennen ist, geht es auch ums Geld …

den INKLUSIONS + TEILHABEFOND.

Anträge auf Übernahme/Bezuschussung von Kosten bezüglich der Herstellung von Barrierefreiheit in Parteibüros wurden z. B. dem KV Hamm bewilligt. Dort steht jetzt eine Barrierefreiheit zur Verfügung, die es erlaubt, dort Versammlungen, Workshops, Seminare stattfinden zu lassen.

Münster ist schon länger barrierefrei, Dortmund und Oberhausen annähernd barrierefrei,

die LGS sowieso. Solingen und Erkrath waren so sehr an Barrierefreiheit interessiert, dass sie mich/uns eingeladen haben, vor Ort die Gegebenheit zu erleben, gegebenenfalls Vorschläge, Angebote zu machen. Beide Ortstermine waren für mich (und ich nehme an, auch für alle anderen) bereichernd und lecker …

Oh wie gerne würde ich es mit Riesenschritten in 7Meilenstiefeln tun, zunächst sind es alles nur kleine Schritte auf dem Weg in Richtung Barrierefreiheit/Inklusion … aber immerhin! Auf der homepage der IBA findet Ihr das Teilhabekonzept, den Plan zur Umsetzung dessen, einen Flyer zum Thema „barrierefreie Veranstaltungen“, den Kontakt zu mir, es gibt eine Facebook-Seite der LAG SBP … zusätzlich erhalten in den nächsten Tagen die geschäftsführenden Kreisvorstände eine Mail mit all diesen Infos.

Abschließend zu diesem Teil meines Berichts so etwas wie ein Appell:

… klar, kann man Kostenvoranschläge bezüglich des Umbaus in Richtung „Barrierefreiheit“ von einem wirtschaftlich arbeitenden, profitorientiertem Fachunternehmen machen und sich dann von dem Ergebnis abschrecken lassen …

… so von wegen: „Oh, das ist aber teuer, das können wir uns nicht leisten.“

Punkt

WIR wollen für Euch die Fachleute sein in eigener Sache …NICHT ÜBER UNS OHNE UNS

 Nun aber wirklich abschließend möchte ich Euch ein Zitat von Christoph Butterwegge vorlesen, aus dem Artikel: Aufruf zum Wechsel auf Seite 1 der Wochenzeitung „der Freitag“ vom 24.11.2016:

 „Wenn man INKLUSION nicht nur als pädagogisches Prinzip, sondern – in sehr viel umfassenderen Sinne – als ein gesellschaftspolitisches Leitbild  begreift, muss ein inklusiver Wohlfahrtsstaat, der eine gleichberechtigte Partizipation Aller am gesellschaftlichen Reichtum wie am sozialen, politischen und kulturellen Leben ermöglicht, das Ziel sein.“

Das Ziel ist definiert, benannt, bekannt …

Bewegen wir uns darauf zu!

Dankeschön